Viele
Leute glauben oder geben vor, zu glauben, dass diese Welt, so wie sie heute aussieht,
nicht älter als 5000 Jahre ist; dass der Mensch und alle Geschöpfe des
Tierreichs und die Felsen des Mineralreichs in ein paar Tagen in ihrer, in allen
Aspekten bereits vollendeten Form erschaffen wurden.
Sie behaupten, dass die
Evolution ein Mythos und der biblische Schöpfungsbericht wortwörtlich
wahr und richtig ist. Um eine derartige Theorie zu vertreten, muss man seine Augen
verschließen gegenüber der Wissenschaft im Allgemeinen und den Wissenschaften
der Geologie, Anthropologie, Paläontologie und Archäologie im Besonderen.
Wahr
ist dagegen, dass es Zeiten gab, wo noch kein Mensch auf der Erde lebte und riesige
Dinosaurier die Welt durchstreiften und beherrschten. Ebenso wahr ist, dass nach
unserer Berechnung die Geschichte des Menschen unendlich viel älter ist,
als die heutige Wissenschaft meint. Nach heutigen Schätzungen ist die Menschheit
höchstens fünf oder sechs Millionen Jahre alt. Unserer Wissenschaft
und Überlieferung zufolge hatte der frühe Tiermensch das Stadium erreicht,
mit dem eine Individualisierung möglich wurde und die "Söhne des
Denkens" ihre lange Evolutionsreise beginnen konnten. Der Mensch hat achtzehneinhalb
Millionen Jahre gebraucht, um seine heutige Entwicklungsstufe zu erreichen. Wie
kommt es, dass intelligente und gebildete "Kreationisten" angesichts
der wissenschaftlichen Beweise an ihrem anscheinend aberwitzigen Konzept festhalten
können?
Missverständnisse
Die
Antwort besteht darin, dass Evolutionisten und Kreationisten völlig aneinander
vorbei argumentieren; beide haben auf ihre beschränkte Weise recht. Die modernen
Wissenschaftler, die Darwins Befunde objektiv betrachten, haben umfangreiche Beweismittel
für die Theorie der Evolution zusammengetragen, der langen, langsamen Entwicklung
des Menschen von seinen tierischen Vorfahren bis heute, die ihnen zufolge vor
allem durch die Ausbildung des Denkvermögens möglich wurde.
Die Kreationisten
betrachten die Christliche Bibel als ihren Leitfaden und ignorieren dabei, dass
die Bibel über Hunderte von Jahren von Hunderten von Autoren verfasst wurde;
dass sie in symbolischen Worten und Bildern aufgeschrieben wurde und daher nicht
wörtlich sondern symbolisch zu verstehen ist. Der Kreationist möchte
vor allem betonen, dass der "Mensch" von Gott "als Gottes Ebenbild"
erschaffen wurde, und daher nichts der Evolution schuldet. Er ist der Ansicht,
dass Darwin und seine Gefolgschaft das wesentliche Merkmal des Menschen außerachtlassen:
Dass er ein geistiges Wesen göttlicher Herkunft ist; und wenn er sich nicht
immer wie Gottes Geschöpf verhält, habe ihn Satan verdorben.
Überbrückt
Wie
könnten diese beiden diametral entgegen- gesetzten Sichtweisen überbrückt
und gleichzeitig erweitert werden? Nach unserem Verständnis haben die heutigen
Wissenschaftler, die Evolutionisten, zweifelsohne recht mit ihrer Analyse, dass
sich der Mensch aus dem Tierreich entwickelt hat. Wir verdanken unsere Körper
dem Tierreich, das macht uns aber nicht zu Tieren. Darwin und jene, die seine
Gedanken weiter verfolgen, beschreiben nur die äußere, physische Entwicklung
des Menschen und ignorieren weithin, dass wir alle mit der Entwicklung des Bewusstseins
befasst sind. Die Entwicklung des menschlichen Körpers ist weitgehend abgeschlossen:
Nur Weniges könnte noch etwas weiter entwickelt werden. Aus der Perspektive
des Bewusstseins jedoch hat der Mensch kaum die ersten Schritte auf dem Weg zu
seiner Blüte gemacht, mit der er einmal beweisen wird, dass er tatsächlich
göttlich ist, eine Seele in Inkarnation. Eines Tages wird die Realität
der Seele von der Wissenschaft bewiesen und allgemein akzeptiert werden - und
der alte Zwiespalt überwunden sein.
Der
Meister "—" ist ein älteres Mitglied der Hierarchie der Meister
der Weisheit; sein Name kann aus verschiedenen Gründen noch nicht veröffentlicht
werden - nur soviel, daß er esoterischen Kreisen vertraut sein dürfte.
Benjamin Creme steht mit ihm in ständigem telepathischem Kontakt und erhält
die Artikel dieses Meisters per Diktat.