Leben und Arbeiten außerhalb der Zeit
von Gill Fry

Wie viele Menschen, die mit Benjamin Creme gearbeitet haben, bezeugen können, war er für jene, die mit ihm zusammen waren, ein großartiger Lehrer; nicht indem er durchstrukturierten Unterricht erteilte, sondern weil er ein lebendiges Beispiel dafür, wie es ist, zu „sein“, war. Indem man mit ihm arbeitete und ihn in Aktion beobachtete, strahlten gewisse Qualitäten durch, die inspirierend und erhellend waren...
Benjamin Creme verbrachte viel Zeit damit, sich zurückzulehnen und die Bilder, an denen er arbeitete, zu betrachten, und sagte dazu, dass dies eine der wichtigsten Phasen des schöpferischen Prozesses sei, die manchmal die meiste Zeit in Anspruch nehme. Benjamin Creme schrieb über diesen Prozess und über die Herausforderung jeden neuen Bildes:
„Ich war mir mein ganzes Arbeitsleben als Maler bewusst, dass ich schon lange meditiert habe, bevor ich die Meditation tatsächlich aufnahm. Jedes Bild, das ich malte, das wusste ich im Nachhinein, war ein Meditationszustand. Ich war immerzu damit beschäftigt, nach dem richtigen Farbton oder dem genauen Winkel einer Form zu suchen. Dadurch, dass ich an nichts anderes dachte als an die Probleme des Malens, sprach ich die Intuition an. Anders ist das nicht möglich...
Jedes Mal, wenn ich malte, und das ist immer noch so, ist es, als würde ich erstmals mit dem Malen anfangen. Ein neues Bild ist wie mein erstes Bild. Ich sitze wie auf glühenden Kohlen. Ich weiß überhaupt noch nicht, wie es aussehen wird. Man muss sich in eine tiefe Konzentration begeben, um die Intuition zu wecken... Die Intuition ist eine Fähigkeit, die man wecken und entfalten kann. Das ist bei allem so, je öfter man es tut, desto besser kann man es, bis es selbstverständlich wird. Sie bringen dabei das Seelenlicht ein. Das heißt nicht, dass Sie sich hinsetzen und einen Lichtstrahl visualisieren, der auf das Problem fällt, sondern dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf eine Ebene anheben, wo Ihre Seele Sie mithilfe der Intuition erleuchten und Ihnen die Antwort geben kann.“ (Benjamin Creme: Die Kunst zu leben)
Eine andere Qualität, die Benjamin Creme bei allen Aspekten seiner Arbeit demonstrierte, war seine außerordentliche Geduld und sein Gefühl, sich außerhalb zeitlicher Begrenzungen zu bewegen; eine Freiheit und Gelassenheit, die ein Leben von solch konzentrierter Arbeit und komplexen Erfordernissen erst möglich machten. Er bezog sich oft auf ein Zitat aus den Agni-Yoga-Lehren: „Wenn du die Arbeit liebst, betrachte sie als Ersatz für Zeit.‘ Genau das ist Arbeit. Falls Sie die Arbeit in dem Sinne lieben, dass Sie Ihre Zeit und Energie einem kreativen Prozess widmen, wird diese zum Ersatz für Zeit. Im Zustand der Kreativität verschwindet die Zeit. (Maitreyas Mission, Band drei) ...
Als Künstler bin ich mir dieses Flusses, dieser Folge von schöpferischer Aktivität und inaktiver Phase, während der man beobachtend umhergeht oder irgendetwas anderes tut, sehr bewusst. Dann baut sich, ohne dass man darüber weiter nachdenkt, allmählich wieder etwas auf und mündet in neue, schöpferische Aktivität. Das Ganze ist eine Abfolge, ein zyklisches Fließen, ein Rhythmus aus Aktivität und Inaktivität. Ich glaube, dass dieser Zyklus aus Aktivität und Inaktivität in enger Beziehung zur Nichtexistenz der Zeit steht. Wenn Sie sich von der Zeit beherrschen lassen, sagen Sie, dass Sie keine Zeit für die Erledigung Ihrer Arbeit haben, keine Zeit für Kreativität. Aber wenn Sie es tun, merken Sie, dass Sie sehr wohl Zeit dafür haben.“ (Maitreyas Mission, Band drei)
Durch sein Schreiben und Lehren sowie durch sein lebendiges Beispiel demonstrierte Benjamin Creme, wie man in diesen drängenden Zeiten dem Dienst Priorität einräumen und sich fokussieren, aber gleichzeitig auch gelassen und „außerhalb der Zeit“ bleiben kann – ein Zustand, der freudvoll und entspannt ist und der das Gedeihen des schöpferischen Prozesses erlaubt.

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